Dringlichkeitsantrag: WÜRZBURGER SCHULEN UND KITAS AUF DIE NÄCHSTE WELLE VORBEREITEN

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

zur nächsten Stadtratssitzung am 22.07.2021 stellen wir folgenden Dringlichkeitsantrag zur Abstimmung:
1) Die Verwaltung wird beauftragt gemäß der u. g. Vorgaben Luftreinigungssysteme für alle Schulen und
KiTas in der Verantwortungshoheit von Würzburg zu bestellen und zum Schulbeginn aufzustellen.
2) Die Verwaltung beantrag umgehend entsprechende Fördermittel.
3) Die Verwaltung schließt mit/nach der Anschaffung Wartungsverträge für die Geräte ab.
4) Die Differenzsumme nach etwaig erfolgreichen Förderanträgen muss aus dem städtischen Haushalt
entnommen werden, ggf. mit einem Nachtragshaushalt.

Begründung:

Die COVID-19 Pandemie hat global nur wenig an Dynamik verloren. Die Zahlen in Deutschland, stimmen
zwar optimistisch, doch Viren mutieren und werden ansteckender. Die Durchimpfung der Bevölkerung
verlangsamt sich, so dass die bislang ungeschützten Menschen nun anfällig sind für Infektionen und
Krankheit. Bislang konnte, die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut sich nicht zu einer
allgemeinen Impfempfehlung für Kinder ab 12 Jahren entscheiden.

Alle Ebenen der Politik sind in der Verantwortung, dem Bildungsauftrag für die Kinder und Jugendlichen
nachzukommen. Es ist unsere Verantwortung die Kinder vor gefährlichen Infektionen zu schützen und
gleichzeitig Wechsel- und Distanzunterunterricht zu vermeiden.

In der Pandemie sind verschiedene Präventionsmodule notwendig, um zusammen das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Neben regelmäßigen Testungen und dem Einhalten von Abständen, können regelmäßiges Lüften in Kombination mit Luftreinigungssystemen das Risiko eines Spreader-Events reduzieren (Umweltbundesamt 11.02.2021).

Es gibt seit dem vergangenen Herbst einige Studien, die getestet haben wie mobile Luftfilteranlagen in
Klassenzimmern wirken (Christopherson DA et al. Otolaryngology – Head and Neck Surgery 2020,
Umweltbundesamt 16.11.2020). Sie kommen alle zu dem Fazit, dass qualitativ hochwertige mobile
Luftreiniger gerade für die kalte Jahreszeit sehr sinnvoll sind. Da geht schließlich kein Dauerlüften mehr
und dann reicht das Lüftungskonzept mit drei- bis viermal Stoßlüften pro Stunde einfach nicht mehr aus. Dieses Lüftungskonzept ist zwar unschlagbar billig, ist aber unzureichend.

Eine Studie am Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Bundeswehr Universität in München (Christian J. Kähler et al.: Schulunterricht während der SARS-CoV-2 Pandemie ‒ Welches
Konzept ist sicher, realisierbar und ökologisch vertretbar? 22.09.20) hat festgestellt, dass die Möglichkeit durch regelmäßig kurzes Lüften die Viruslast im Klassenzimmer zu reduzieren, stark überschätzt wird. Die Wissenschaftler empfehlen zusätzlich zum Stoßlüften hocheffiziente Raumluftreiniger mit HEPA-Filtern einzusetzen. Dabei saugt ein Luftreiniger über einen möglichst großen Ventilator die Umgebungsluft an. Dann leitet sie die Luft in das Innere des Luftreinigungsgerät und dort wird sie durch Filter gereinigt. Danach wird die Luft wieder sauber in den Raum abgegeben.

Die Raumluftreiniger für Schulen/KiTas müssen drei Kriterien erfüllen, um die Virenlast im Raum
besonders schnell abzubauen:
1) Der Volumenstrom der Geräte muss mindestens dem sechsfachen des Raumvolumens pro Stunde.
2) Der Luftreiniger braucht auch einen leistungsstarken HEPA-Filter der Klasse 14, die beim Atmen,
Sprechen und Singen wie auch Husten erzeugte Tröpfchen effektiv abfangen können.
3) Das Gerät muss geräuscharm arbeiten, so dass es den Schulbetrieb nicht stört.

Eine Studie der Uni Frankfurt hat untersucht wie Raumluftreiniger tatsächlich in vollen Klassenzimmern
funktionieren, in denen bis zu 30 Menschen sitzen. Das Ergebnis war, dass 30 Minuten nach dem
Anschalten ein Luftreiniger 90% der Aerosole aus der Luft entfernt hatte. Die Ansteckungsgefahr durch
eine hochinfektiöse Person im Klassenzimmer, einen sogenannten Superspreader, wurde sehr deutlich
reduziert (Curtius J et al. Testing mobile air purifiers in a school classroom: Reducing the airborne
transmission risk for SARS-CoV-2, Aerosol Science and Technology (2021), 55:5, 586-599).

In diesem Frühjahr hat dies eine weitere Studie im Auftrag der Universität Münster bestätigt, und sogar
das Umweltbundesamt bestätigt die Wirksamkeit der Luftfiltergeräte bei richtiger Anwendung (Bericht des WDR: https://www1.wdr.de/nachrichten/westfalen-lippe/luftreiniger-studie-muenster-filter-corona-
100.html).

Die Kosten betragen je nach Größe des Klassenzimmers zwischen 1.000-3.000 €. Hinzu muss die
Wartung der Geräte gewährleistet sein und die Filter müssen regelmäßig gewechselt werden.
Unabhängig von der COVID-19-Pandemie sind Investitionen in mobile Luftfiltergeräte für Schulen und
KiTas langfristig sinnvoll und hilfreich, zum Beispiel um Grippeviren oder Feinstaubbelastung zu
bekämpfen. Diese Geräte könnten auch übers ganze Jahr helfen.

Der Bund hat bereits eine Förderung beschlossen und neuerdings existieren von der bayerisches
Staatregierung weitere Fördermöglichkeiten.