Interfraktioneller Antrag: Prüfung der Chancen von Zweirichtungs-Straßenbahnfahrzeugen für Würzburg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

hiermit stellen die Unterzeichnenden folgenden Antrag:

1. Aufgrund des Wegfalls des Platzbedarfs der ehemaligen Kioskreihen veranlasst die Stadt Würzburg eine erneute Prüfung möglicher Varianten des Straßenbahnverkehrs vor dem Bahnhofsgebäude auf den heute schon von der Straßenbahn genutzten Flächen. Dabei werden auch solche Planungen berücksichtigt und geprüft, die die Nutzung von Zwei-Richtungs-Fahrzeugen erfordern.

2. In diesem Zusammenhang soll auch geprüft werden, ob eine Umstellung auf Zweirichtungsfahrzeuge weitere positive Entwicklungen der Straßenbahn ermöglicht, die mit Einrichtungswagen und Wendeschleifen nicht realisierbar wären (Beispiele siehe Begründung).

Begründung:

zu 1.: Wir möchten so schnell wie möglich die unbefriedigende und nicht barrierefreie Haltestellensituation am Hauptbahnhof verbessern und die Mobilitätsdrehscheibe Hauptbahnhof mit kurzen Umsteigewegen auch zum Busbahnhof stärken.

Durch den Wegfall der Pavillons am Bahnhof sind neue Planungsmöglichkeiten für andere Haltestellensituationen und Wendemöglichkeiten der Würzburger Straßenbahn entstanden. Bislang ist als favorisierte Lösung eine große Wendeschleife um den Ringpark in Planung (mit baulichem Eingriff in den Ringpark und einer erheblichen Verlängerung der Strecke zur Durchführung der Wende am Hauptbahnhof). Mit einer Nutzungsmöglichkeit der bisherigen Gleisflächen am Bahnhof als Haltestelle und Wendemöglichkeit würde eine große Wendeschleife entbehrlich und könnten Bau- und Betriebskosten reduziert werden. Dabei sollen insbesondere auch Optionen unter flächensparender Nutzung von Zwei-RichtungsFahrzeugen untersucht werden.

zu 2.:

Zweirichtungswagen der Straßenbahn bieten große betriebliche Vorteile und Flexibilitäten:

‒ sie benötigen keine Wendeschleifen an den Endstationen und können auch an Zwischenhaltestellen ohne zusätzlichen Platzbedarf wenden (nur etwaige zusätzliche Weichen werden benötigt).
‒ sie ermöglichen einen flexibleren und damit wirtschaftlicheren Betrieb der Straßenbahn (z.B. können Linien in kürzeren Takten auf Teilstrecken fahren, ohne stets bis zum Wendepunkt an der Endhaltestelle fahren zu müssen).
‒ Linien-Verlängerungen werden leichter und abschnittsweise möglich in alle Richtungen der Stadt, da der aufwändige Bau und Platzbedarf für Wendeschleifen entfällt.
‒ bei Veranstaltungen, Bauarbeiten, Unfällen usw. kann kostensparend reagiert und aufwändiger Busersatzverkehr reduziert werden.
‒ auch würde der Einsatz von zusätzlichen Straßenbahnen auf (temporär) stark frequentierten Linienabschnitten möglich, z. B. zu Volksfest- und Festival-Zeiten zur Talavera.
‒ ohne Wendeschleife wird es möglich, auch kurze Ergänzungen des StraßenbahnSchienennetzes vorzunehmen, die je nach Situation für spätere Netzerweiterungen genutzt werden könnten (z. B. Berliner Ring – Multifunktionsarena in Vorgriff einer möglichen Erweiterung nach Versbach, als erste, aber sofort nutzbare Etappe; diese würde eine direkte Anbindung der neuen Veranstaltungshalle an Hauptbahnhof, Talavera oder Sanderring ermöglichen).

Da es hier um eine grundsätzliche Weichenstellung für den künftigen Ausbau der Straßenbahn in Würzburg als Rückgrat des öffentlichen Nahverkehrs geht, es unmittelbare Auswirkung auf die Planungen am Bahnhofsvorplatz und die aktuellen StraßenbahnBeschaffungsprozesse hat, bitten wir um Sofortabstimmung des Prüfungsauftrages und umgehenden Einstieg in die Prüfungen, damit die Ergebnisse noch 2019 vorliegen und erforderliche Planfeststellungsverfahren zeitnah eingeleitet werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Patrick Friedl, Karin Miethaner-Vent, Silke Trost auch namens
Grüne-Fraktion

Josef Hofmann, Uwe Dolata, Andy Puhl
FWG-Fraktion

Joachim Spatz, Charlotte Schloßareck, Karl Graf
FDP/Bürgerforum-Fraktion

Raimund Binder, Heinz Braun, Christiane Kerner
ÖDP-Fraktion

Wolfgang Baumann
Stadtrat – ZfW

Sebastian Roth
Stadtrat – Linke